2000
2019 (Inhalt unverändert)
"Wir waren jung genug, um nicht noch mit einer Waffe in der Hand kämpfen zu müssen."
Dies sage ich mit der Einschränkung, dass viele meiner Mitschüler in Ostpommern in den letzten Kriegstagen als 14- und 15-Jährige doch eine Panzerfaust in die Hand gedrückt bekommen haben. Dass ich nicht zu ihnen gehörte, verdanke ich meiner Mutter, die mich im Januar '45 mit einer Nachbarin als deren drittes Kind in Richtung Westen geschickt hatte.
"Ich werde nie vergessen, wie zerlumpt unsere Lehrer und wir im ersten Nachkriegswinter zur Schule kamen."
Auch später war Kleidung noch ein Problem. Ich ging zur Tanzstunde bei Fräulein Stolze, Herr Andermann saß am Klavier, und ich hatte nichts anzuziehen. Dieter lieh mir seinen Anzug.
"Dreizehn waren wir nur noch im sprachlichen Zweig der Oberprima. Und deshalb steckte man uns in eine Abstellkammer, den heutigen Raum 306, die breiter als tief war. In der Ecke stand ein Klavier, auf dem Ulli Frase hottete."
Hier war es, dass unser Lateinlehrer eines Tages mit uns völlig exotische lateinische Vokabeln besprach. Unsere Vermutung, es handele sich dabei um Wörter aus dem Abiturtext, war nicht falsch. Und nicht ganz zufällig fand einer von uns eine passende Stelle aus dem "Brand Roms", sodass wir sehr gut vorbereitet in die Klausur gingen, und zwar alle, nicht nur der glückliche Entdecker, der später Verwaltungsrichter wurde.
Weniger Glück hatten einige von uns in der Mathematik. Heinz, unser bester Mathematiker, deponierte seine Lösungen im Toilettenhäuschen auf dem Hof. Leider versorgte er seine Mitschüler auch mit einer falschen Rechnung, was natürlich aufflog, weil alle den gleichen Fehler hatten.