2019
Die Lisu sind ein Bergvolk, das bevorzugt an Berghängen siedelt.
Voraussetzung dafür, dass man dauerhaft an einem Platz wohnen kann, ist die Versorgung mit Wasser. Die Bergvölker haben es darin zu einer gewissen Meisterschaft gebracht. Sie fassen sämtliche Quellen oberhalb ihres Ortes und leiten das Wasser dann kilometerweit bis ins Dorf.
Im Jahre 1982 habe ich zum ersten Mal ein Lisu-Dorf besucht, das auf thailändischer Seite unmittelbar an der Grenze zum Shan-Gebiet in Myanmar (Burma) liegt. Damals lebten alle Bewohner noch in Bambushütten. Dies war ihre Wasserleitung (linkes Bild). Man sieht, dass von der aufgeständerten Leitung viel Wasser verloren geht. Das war nicht so schlimm, weil genügend Wasser da war, es lief ja Tag und Nacht. Innerhalb des Dorfes hatte man schon damals dünne Plastikschläuche, die von der Hauptleitung das Wasser in die Küchenhütten führten.
Das Bild ist leider nicht deutlich genug. Daher folgen hier zwei Bilder aus der Gegend um Phôngsali im Norden von Laos [1996].
Es sind Bambusleitungen, meistens halbiert. Die links gezeigte Leitung ist nicht halbiert, musste aber natürlich bei den Knotenstellen im Bambus geöffnet werden, um Durchlass zu schaffen. - Rechts sieht man die Zusammenführung von zwei Zuleitungen.
Wenn jemand auf dem Weg mit größeren Gegenständen an diese Stelle kommt, kann er das Rohr einfach abnehmen, durchgehen und es dann wieder auflegen.
2008 sieht alles ganz anders aus. Das Dorf zeigt einen gewissen Wohlstand. Die meisten Häuser sind gemauert.
Das Wasser gelangt oberhalb des Dorfes in größere Sammelbecken, von dort aus in tiefergelegene Becken und schließlich direkt zu den einzelnen Häusern.
Die Verteilung ist anders als wir sie kennen. Bei uns kommt das Wasser durch Haupt- und Nebenwasserleitungen bis hin zur Hausleitung.
Hier aber gibt es nur Direktleitungen vom unteren Becken zu den Häusern, ohne Absperrungen, ohne Verzweigungen, immer mit dem gleichen Rohrdurchmesser.
Warum machen die das? Das zu klären, dazu reichte der gemeinsame Sprachschatz nicht. So kann ich nur spekulieren.
Ästhetische Fragen muss man zunächst zurückstellen, zumal diese Bilder mehr vom Dorfrand stammen. Im Ort fallen die Leitungen nicht ganz so sehr auf.
Dann ist es wohl für einen so kleinen Ort verständlich: Bis zu den Sammelbecken ist die Anlage unter Verantwortung der Gemeinschaft. Ab dort sorgt jeder selbst für seine Leitung. Man braucht keine Armaturen, die Rohre sind leicht zu verbinden und auszutauschen. Und außerdem sind die Plastikrohre billige Massenware. Das Ganze ist aus dem Nichts wild gewachsen, sonst würde man eine geplante Ordnung erkennen.
Im Jahr 2011 können schon die ersten Kaffeebohnen geerntet werden
Im linken Bild ist die Beregnungsanlage deutlich zu sehen
2018. Die vielen "Wasserschlangen" sind geblieben. Die großen Rohre, die seitlich aus den Häusern in das Bachtal reichen, sind für das Abwasser.
Aber irgendetwas hat sich verändert. Man muss nur genau hinsehen!
2018 wird das Wasser über eine Entfernung von 14 km in einer Rohrleitung hergeführt. Das Wasserbecken ist geschlossen, die Hygiene verbessert. Und die Wasseruhren sorgen dafür, dass man inzwischen auf den Verbrauch achtet.