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Walther mit Fahrrad

Heinz und Walther auf großer Tour

1949 mit dem Fahrrad Lübeck - Köln und zurück

und Autostop Köln - Frankfurt - Köln

2020

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© W. Kaspar-Sickermann

Auf dem Fahrrad über 1.000 km

Landkarte Radtour 1949

...eine wirklich tolle Tour,
    allein die Radstrecke über 1.000 km

Lübeck 1949:

Ein Jahr nach der Währungsreform, was konnte man da schon unternehmen?
Aber Heinz und ich hatten viel vor:
Besuch bei meinen Verwandten in Küingdorf bei Melle und vielleicht auch bei denen in Köln?
 
Mit dem Fahrrad!

Ja, wir hatten schon Fahrräder, natürlich ohne Gangschaltung und ziemlich alt. Wichtigstes Reisegepäck: Flickzeug für die Reifen, Werkzeug.

Wie soll man die damaligen Zeiten schildern? Schlagsahne gehörte nicht zu unserem Speiseplan.

Radfahren war "in". Wenn sich die Radler trafen, dann grüßten sie sich mit dem Ruf "Servus!". Eigentliche Bedeutung etwa "zu Diensten". Man kann es auch übersetzen "ich bin dein Sklave".

Wir antworteten immer "Dominus!" und meinten damit
"Ich bin der Herr".

Keine große Planung, Abfahrt !!

Von Lübeck über die B75 nach Hamburg, weiter auf der B3 nach Soltau. Die B3 war damals die Hauptstrecke von Hamburg nach Hannover. Von einer Autobahn zwischen diesen beiden Städten war noch nicht einmal die Rede.

Von Soltau aus ging es an die
Weser, nach Minden, zur Porta Westfalica.

Übernachtet wurde in der Regel in Jugendherbergen.

Porta Westfalica

Porta Westfalica.
Blick vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf die Weser

Großmutter

Großmutter freute sich
über unseren Besuch

Küingdorf

Küingdorf ist ein kleiner Ort westlich von Melle in der Ebene zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge. Tante Gertrud wohnte dort mit ihrer Familie bei Verwandten auf einem Bauernhof. Und Großmutter Martha war dort auch untergekommen.

Es war ein fröhliches Wiedersehen.

Neulich telefonierte ich mit Vetter Helmut, der sich an unseren Besuch noch sehr gut erinnerte. Und er erzählte mir, wie seine Schwester Ursula uns angeschmiert hat.

Sie hatte sich die Haare gewaschen, eine große Portion vom Seifenschaum in eine Schüssel getan und uns gebracht "Hier bringe ich euch Schlagsahne!".

Aber was dann kam, hatte sie nicht erwartet. Der, dem sie es gegeben hatte, reagierte schnell. Er kostete, sagte "Hm... wunderbar" und gab es an den anderen weiter.

Walther Heinz Ursula

Walther, Heinz, Ursula

Heinz Reisevorbereitung

Heinz macht sich fertig für die Reise

Walther Start nach Osnabrück

Start nach Osnabrück, Walther

Weiter geht's

Zunächst nach Osnabrück zu einem Bekannten, dann weiter, immer weiter bis nach Köln zu Onkel Werner und Tante Liesel.

Von diesen Tagen ist mir vor allem das Bergische Land mit ziemlich steilen Bergen in Erinnerung. Bei der Abfahrt von einer hochgelegenen Jugendherberge lasen wir eine Warnung, man solle nicht mit dem Fahrrad den Berg runterfahren. Das beachteten wir natürlich nicht, wir konnten ja mit dem Rücktritt gut bremsen.

Unten angekommen, war die Nabe vom Hinterrad so heiß, dass das Fett vom Kugellager herausquoll und dampfte.

Und dann waren wir plötzlich in Köln und waren willkommen.

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Per Anhalter nach Süden

Wir hatten Zeit und dann eine Idee ...

Unsere Fahrräder ließen wir in Köln und begaben uns auf Tramptour. Das war damals eine durchaus übliche Art zu reisen.

Zwischen Köln und Wiesbaden / Frankfurt gab es schon eine Autobahnstrecke. Sie hatte, wie überall, viele Kriegsschäden, so dass man beispielsweise oft gezwungen war, zerstörte Brücken zu umgehen.

Ein festes Ziel hatten wir nicht. Aber wir kamen überraschend schnell nach Frankfurt.

zerstörte Autobahnbrücke Limburg

Wiederaufbau der zerstörten Autobahnbrücke
über die Lahn bei Limburg

An den Rhein

In Frankfurt machte uns jemand darauf aufmerksam, dass ein Ausflugsschiff nach Rüdesheim fuhr.
Rüdesheim? Das liegt doch am Rhein! Nichts wie hin!

Und dann wollten wir plötzlich laufen und wanderten durch's
Binger Loch an der Burg Ehrenfels vorbei flussabwärts.

zu Fuß beim Binger Loch

zu Fuß beim Binger Loch

Burg Ehrenfels

Burg Ehrenfels am Binger Loch

Übernachtung in Lorch und danach weiter zu Fuß.

In Erinnerung habe ich, dass wir auch im Rhein gebadet haben und ich mir den Fuß an einer Glasscherbe verletzte. Irgendwann stiegen wir wieder auf einen Lkw und trampten weiter in Richtung Köln.

Vorher aber kam noch ein Abstecher ins Ahrtal, wo wir meinen Geburtstag feierten und ...

...ich das erste Glas Wein in meinem Leben trank ...

... oder waren es zwei? Jedenfalls gab es einigen Ärger im Schlafsaal der Jugendherberge.

Zurück nach Lübeck

Noch eine Übernachtung bei Onkel und Tante in Köln, dann sattelten wir wieder die Räder und strampelten nach Lübeck. Diesmal ging es nicht über Hamburg, sondern mit der Fähre bei Winsen über die Elbe.

Vor Wetter an der Ruhr kam es zu einer der Situationen, die man nie vergisst. Bergab! Tempo! Noch schneller! Fußgänger, die uns entgegen kamen, winkten heftig, wir winkten zurück.

Und dann kam diese Haarnadelkurve nach links. Hinter den Begrenzungssteinen der Abgrund, dort unten eine Bahnlinie. Leitplanken gab es damals noch nicht, aber die hätten uns auch nicht geholfen. OK, wir haben es gerade noch geschafft, sonst könnte ich jetzt nicht darüber berichten.

Neubau Rheinbruecke bei Bonn

Neubau einer Rheinbrücke bei Bonn

Aus heutiger Sicht überrascht die Auswahl der Bilder. Tatsächlich gibt es von dieser Reise nur noch drei weitere Bilder, die diesen Bericht aber nicht interessanter machen würden. Damals waren wir froh, dass wir eine Boxkamera hatten. Ein Rollfilm dafür hatte 12 (zwölf!) Bilder.
Kein Vergleich zu der heutigen Bilderflut!

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